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TikTok oder eher TikTak? – Die Zukunft der Plattform in den USA und Europa

In den letzten Wochen hat sich eine bemerkenswerte Entwicklung rund um TikTok in den USA abgespielt, die nicht nur die Plattform selbst, sondern die gesamte Social-Media-Landschaft ins Wanken gebracht hat. Die USA haben in der Vergangenheit immer wieder Maßnahmen in Betracht gezogen, um TikTok zu verbieten oder zumindest zu regulieren, doch eine jüngste Wendung hat die Situation auf eine neue Ebene gehoben.

Was ist in den USA passiert?

Die USA haben ernsthafte Schritte unternommen, um TikTok zu verbieten, indem die Plattform vorübergehend abgeschaltet wurde. Der Grund? Die US-Regierung stellt sich gegen die Verbindungen von TikTok zu seiner chinesischen Muttergesellschaft ByteDance, die Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit und Datenschutzfragen aufwarf. Es wurde befürchtet, dass die chinesische Regierung möglicherweise Zugang zu sensiblen Nutzer:innendaten von Millionen amerikanischer TikTok-Nutzer:innen haben könnte. Um diesen Vorwürfen zu begegnen, wurde TikTok eine 90-tägige Frist eingeräumt, entweder eine Lösung in Bezug auf den Verkauf seiner US-Geschäfte zu finden oder andere rechtliche Maßnahmen zu ergreifen, um den Betrieb weiterhin zu ermöglichen.

Warum ist das passiert und wie?

Die Drohung eines TikTok-Verbots ist das Ergebnis der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China. Die US-Regierung, unter der Leitung von Präsident Donald Trump, drängte TikTok, seine Verbindungen zu ByteDance zu trennen, um die Kontrolle über die Nutzer:innendaten zu sichern und die mögliche Einflussnahme der chinesischen Regierung zu verhindern. Obwohl TikTok mehrfach versichert hat, dass die Daten seiner US-Nutzer:innen sicher und ohne den Zugriff der chinesischen Regierung behandelt werden, bleibt die politische Atmosphäre angespannt. Das Gesetz, das TikTok dazu zwingt, seine US-Geschäfte zu verkaufen oder zu reorganisieren, spiegelt die wachsende Besorgnis hinsichtlich Datenschutz und nationaler Sicherheit wider.

Status Quo in Europa

In Europa ist TikTok weiterhin aktiv, jedoch nicht ohne Herausforderungen. Die EU hat strenge Datenschutzgesetze, insbesondere die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), und TikTok hat in den letzten Jahren Maßnahmen ergriffen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. So wurden Server in Europa eingerichtet und die Verarbeitung von Daten soll transparent gestaltet werden. Trotzdem bleibt die Plattform auch hier im Fokus von Regulierungsbehörden, die darauf achten, dass TikTok die geltenden Datenschutzbestimmungen einhält. Besonders die Datenverarbeitung von Minderjährigen und die Nutzung von TikTok durch junge Menschen ist ein heiß diskutiertes Thema.

Der Wechsel zu RedNote: Warum 700.000 Nutzer:innen TikTok den Rücken kehrten

Inmitten dieser Unsicherheiten und der rechtlichen Grauzone begann eine bemerkenswerte Entwicklung: Innerhalb kürzester Zeit verließen über 700.000 TikTok-Nutzer:innen die Plattform und wechselten zu RedNote (auch bekannt als Xiaohongshu). Doch was macht diese Plattform so attraktiv und warum wählten die Nutzer:innen genau diese Alternative?

RedNote ist eine chinesische Social-Media-Plattform, die sich besonders auf Lifestyle-Inhalte, Mode, Beauty und E-Commerce konzentriert. Ähnlich wie TikTok ermöglicht die App Nutzer:innen, kurze Videos zu erstellen und zu teilen, allerdings hat sie sich durch ihre visuell ansprechenden Inhalte und ihre wachsende Beliebtheit als eine geeignete TikTok-Alternative etabliert. Für die US-Nutzer:innen, die von der Unsicherheit rund um TikTok angezogen wurden, bot RedNote nicht nur eine vertraute Form der Unterhaltung, sondern auch eine Plattform, die eine ähnliche Interaktivität und Reichweite bietet – und das in einem relativ stabilen politischen und rechtlichen Umfeld.

Duolingo und der Anstieg der Menschen, die Mandarin lernen

Die plötzliche Popularität von RedNote hatte jedoch einen unerwarteten Nebeneffekt – Duolingo, die beliebte Sprachlern-App, verzeichnete einen dramatischen Anstieg der neuen Nutzer:innen, die Mandarin lernen wollten. Die Zahl der Menschen, die sich für Mandarin interessierten, stieg um unglaubliche 216 % in den USA. Warum? Viele der neuen RedNote-Nutzer:innen, die auf die chinesische Plattform gewechselt sind, mussten feststellen, dass ein grundlegendes Verständnis der chinesischen Sprache nötig war, um die Plattform wirklich verstehen und vollständig nutzen zu können. In der Anfangszeit war RedNote stark auf chinesische Inhalte fokussiert, was den Nutzerinnen und Nutzern nahelegte, sich mit Mandarin auseinanderzusetzen, um an den vollen Vorteilen und Inhalten der Plattform teilzuhaben.

Dies zeigt, wie stark Social-Media-Communities Einfluss auf das Lernen und die kulturelle Auseinandersetzung mit anderen Ländern nehmen können. Die Betreiber:innen von Duolingo reagierten auf diesen Trend, indem sie verstärkt Werbung für ihre Mandarin-Kurse machten und das wachsende Interesse an der Sprache als Marketing-Chance nutzte. Nutzer:innen der App wollen sich die notwendigen Grundlagen der Sprache aneignen, um in der neuen digitalen Welt besser integriert zu werden.

Wenn Communities eine andere Richtung vorgeben

Der schnelle Wechsel von über 700.000 Nutzer:innen von TikTok zu RedNote zeigt, wie stark Social-Media-Communities miteinander verbunden sind und wie schnell sich Social-Media-Plattformen verändern können. Wenn eine Plattform von einer anderen abgelöst wird, hat dies nicht nur Auswirkungen auf die Nutzerschaft, sondern auch auf die Marken, Unternehmen und Creators, die auf diese Communities angewiesen sind.

Die Lektion für Unternehmen? Chancen sofort zu nutzen und schnell auf Veränderungen zu reagieren! Unternehmen müssen flexibel sein, wenn eine Plattform an Popularität verliert oder eine neue Plattform plötzlich die Aufmerksamkeit der Nutzer:innen auf sich zieht. Dies zeigt, wie wichtig es ist, eine diversifizierte Social-Media-Strategie zu haben und auf mehreren Kanälen aktiv zu sein, um sich gegen plötzliche Veränderungen abzusichern. Wer schnell reagiert und die Bedürfnisse der Community versteht, kann in einer dynamischen und wettbewerbsintensiven Landschaft erfolgreich bleiben.

Teresa Schreiblehner /

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